100 Jahre Ernst Bräuning

Ausstellung "100 Jahre Ernst Bräuning"

Er war Maler aus Leidenschaft und nutzte jede freie Minute für seine Passion: Ernst Bräuning (1921-1983) aus Hünfeld wäre 2021 100 Jahre alt geworden. Seinem künstlerischen Werk widmete sich eine Sonderausstellung im Museum Modern Art in Hünfeld, vom 25. März bis 24. Mai 2021. Rund 60 zumeist großformatige Werke zeigten die Vielfalt des Hünfelder Malers, der von 1921 bis 1983 gelebt hat. Zu sehen gab es menschliche Darstellungen, vor allem Mutter-Kind-Motive, Familien- und Selbstportraits, christliche Motive, Landschaften und Zeichnungen.

 

„Ich bin stolz darauf, dass wir im Museum Modern Art einen großartigen Hünfelder Maler präsentieren können. In diesem Jahr wäre Ernst Bräuning 100 Jahre alt geworden – und zu diesem runden Geburtstag würdigen wir ihn mit einer besonderen Ausstellung“, erklärte Bürgermeister Benjamin Tschesnok bei der Vernissage. Bekannt wurde der „Rhönmaler“ vor allem mit seinen Landschaftsbildern. In der Sonderausstellung wurden vor allem auch andere, bislang weniger bekannte Facetten des Hünfelders gezeigt. 

 

Ernst Bräuning widmete jede freie Minute der Kunst. Das machte auch Kuratorin und Tochter Gabriele Bräuning deutlich. Schon als Junge malte er mit Ölfarben und hatte den Wunsch, Kunstmaler zu werden. Parallel folgte er aber auch der Familientradition und machte eine Lehre als Maler und Anstreicher. Dann kam der Zweite Weltkrieg und für die Kunst war kein Platz mehr. Seine drei ältesten Brüder fielen im Krieg, der Vater starb. Nach dem Krieg war nun er der Älteste – und übernahm das Malergeschäft der Bräunings in Hünfeld. Erst Ende der 50er Jahre fand der wieder Zeit zum Malen.

 

„An sonnigen Samstagnachmittagen, wenn das Geschäft endlich geschlossen hatte, packte unser Vater eine ausreichende Menge an Malgründen, einen Pappkarton gefüllt mit Farbtuben, eine Konservendose mit etwas Terpentin, einen kleinen Malkarton als Palette und viele Pinsel in seinen Variant“, erzählte Gabriele Bräuning. Mit seiner Frau Claudia fuhr er los, die immer die „Rhöntasche“ gepackt hatte – mit Landkarten, Bonbons und etwas zu trinken. Ernst Bräuning war bei diesen Ausflügen immer auf der Suche nach einem „schönen Blick“. „Hatte er ihn gefunden, parkte er direkt am Wegesrand, öffnete die Heckklappe seines Kombis und begann mit dem Malen“, berichtete die Tochter und fügte hinzu: „So entstanden alle Landschaftsbilder. Immer vollständig und direkt vor Ort. Zu Hause wurde nie nachgearbeitet.“

 

Bei schlechtem Wetter malte Ernst Bräuning zu Hause. „Er verarbeitete hier bildnerisch die Ereignisse der Woche, tagesrelevante Themen, wie beispielsweise die Kommunalwahl in Hünfeld oder auch religiöse Themen des Kirchenjahres sowie sein immer wiederkehrendes Motiv der ,Mutter mit dem Kind‘“, sagte Gabriele Bräuning.

 

Die wenige Zeit, die ihm neben dem Geschäft für die Malerei blieb, veränderte seinen Malstil. „Er reduzierte sich aufs Wesentliche. Der Gesamteindruck war für ihn wichtiger als das Detail.“ Ihr Vater habe die Fähigkeit besessen, Stimmungen und Situationen sehr schnell zu erfassen und sie in expressiven Farbkombinationen mit wenigen großen, kraftvollen Strichen einzufangen. „Seine Emotionen und Kreativität entluden sich in der kurzen Zeit fast explosionsartig und er fixierte sie auf den Leinwänden.“ Ernst Bräuning verspürte den ständigen Drang zum Malen und Zeichnen und schaffte somit seinen eigenen Malstil – unabhängig von Moden und künstlerischen Tendenzen.

 

In einem Nebenraum waren Zeichnungen von Ernst Bräuning ausgestellt. „Um nicht aus der Übung zu kommen, hatte er bei gemeinsamen Fernsehabenden immer genügend Papier zur Hand, um gesehene Charaktere mit wenigen Strichen mit einem Filzstift oder einem Kugelschreiber einzufangen“, erklärte die Kuratorin. „Mein Vater lebte zwei parallele Leben: Eines als erfolgreicher Geschäftsmann, ein anderes als Künstler.“ Ernst Bräuning fieberte lange seinem Rentenalter entgegen, um endlich Zeit für „richtiges Malen“ zu haben. Leider war ihm kein langer Ruhestand vergönnt. 1983 starb er mit nur 62 Jahren.