Eugen Gomringer
Eugen Gomringer - ein treuer Freund des Museums Modern Art
Der Vater der konkreten Poesie, Eugen Gomringer, ist im August 2025 im Alter von 100 Jahren verstorben. Seit seiner Gründung hielt der international bekannte Künstler viele Verbindungen zu dem Museum Modern Art in Hünfeld. Mit dessen Gründer, Jürgen Blum Kwiatkowski, verband ihn eine enge Freundschaft, die sich auch in der von Gomringer verfassten „Ode an Jürgen Blum“ an einer Hausfassade am Großenbacher Tor in Hünfeld spiegelt.
Der in Bolivien als Sohn eines schweizerischen Direktors einer Kautschukfabrik und dessen einheimischer Lebensgefährtin geborene Künstler und Autor wirkte von 1953 bis 1957 als Mitarbeiter von Max Bill an der Hochschule für Gestaltung in Ulm und gründete unter anderem die Zeitschrift Spirale mit Marcell Wyss und Dieter Roth, in der er bereits mit graphischen Textstrukturen experimentierte, aus der er die „konkrete Poesie“ entwickelte. Bereits ab 1960 gab er eine Buchreihe „poesia concreta“ heraus und veröffentlichte in Schwyzer Dütsch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Englisch seine poetischen Arbeiten. Inspiriert von der konkreten Poesie textete er auch 30 Jahre lang die Werbetexte der Warenhauskette „Au Bon Marché“, war Mitglied des Documenta Rates, hatte Gastprofessuren unter anderem in Bamberg inne und gründete 2000 in einem Wohnort Rehau das Institut für konkrete Kunst und Poesie.
Seit der Gründung des Museums Modern Art war er regelmäßig in Hünfeld zu Gast zu Lesungen und Ausstellungen und hinterließ hier auch bedeutende Werke, wie die Skulptur „Vokale“ auf dem Kreisel an der Bundespolizei und die in den Eugen-Gomringer-Weg eingelassenen poetischen Texte. Er inspirierte durch seiner Konkrete Poesie auch das „Offene Buch“ Hünfeld mit über 140 Werken, die Jürgen Blum in Abstimmung mit den Autoren aus aller Welt dauerhaft an Hausfassaden in Hünfeld anbrachte. Er teilte Blums Leidenschaft zur „Popularisierung der Kunst im öffentlichen Raum“, um sie jedermann zugänglich zu machen.
Besondere internationale Aufmerksamkeit in der öffentlichen Diskussion erfuhr sein Gedicht „avenidas“, mit dem eine Wand einer Berliner Hochschule von 2011 bis 2018 gestaltet war. Der Allgemeine Studentenausschuss der Hochschule kritisierte diese Wandgestaltung, weil sie aus Sicht der Studenten die Frau herabsetze.
Er war verheiratet mit der promovierten Germanistin Nortrud Gomringer. Aus der Ehe ging die Tochter Nora Gomringer hervor, die für ihre Poesie unter anderem mit dem bayrischen Staatspreis ausgezeichnet wurde.


